Ilona hatte den Wecker gestellt. Machen wir nicht wieder. Ausschlafen ist ein Luxus den ich mir im Urlaub auch erlauben will. Es sind noch knapp 300 Kilometer zum Nordkap die ich eigentlich gestern schon erledigt haben wollte. Aber wir schaffen auch so unser Tagespensum.
Die folgende Landschaft die sich uns bieten ist schlichtweg atemberaubend. Und wir haben noch gar nicht viel gesehen von Norwegen. Landschaftsstriche wie Gemälde. Die Landschaft wechselt zwischen Alpen, Schottische Highlands, Kanada und Schweiz. Und zwischendrin schlängelt sich das graue Band der Straße durch Schluchten und weite grüne Hügel zum Horizont. Kann es noch schöner werden, frage ich mich?
Die Batterie, die unseren Kühlschrank speist, läuft nun tapfer die 4te Nacht und macht brav ihren Job. Letztes Jahr durch Schweden war sie nach einer Nacht leer. Auch Internet und Datenvolumen machen uns keinerlei Probleme. Auch das war letztes Jahr eine Katastrophe. Alles läuft wie am Schnürchen. Dabei machen wir dieses Jahr nichts wirklich anders. Man muss auch mal Glück haben. Auto läuft auch. Lediglich der Reißverschluss meiner Vliesjacke hat sich verabschiedet. Ausgerechnet hier und jetzt. Hätte der nicht noch drei Wochen halten können? Habe noch ein Kapuzenshirt und eine zweite Vliesjacke dabei. Ich denke das wird reichen.
Auf der weiteren Fahrt mit dem Auto zum Nordkap lassen sich die ersten Fjorde erahnen und die Landschaft wird immer überwältigender. Mein Wortschatz reicht hier nicht mehr aus. So unendlich weit und schön ist es hier. Bis auf eine Baustelle und 3 Tunnel, die so dunkel sind das man glaubt man fährt ohne Licht, lässt sich die Strecke gut fahren. Immer wenn man denkt man müsse gleich da sein, eröffnet sich hinter der nächsten Anhöhe ein neuer grüner Horizont. So schlängeln wir uns hinauf zum Nordkap. Von untern kommend sieht die Straße spektakulär und etwas angsteinflößend aus. Beim hochfahren verliert die Straße jedoch ihren Schrecken. Nicht so schlimm wie es aussieht.
3200 Kilometer später… Nordkapp Parkplatz
Am Kassenhäuschen stehen drei Autos vor uns. Als wir da vorbei sind, parken wir auf einen großen Schotterplatz und sind voller Erwartung auf die nördlichste Spitze Europas. Es ist schweinekalt und der Wind verhindert fast das Öffnen der Autotür. Und da ist sie nun. Die eiserne Weltkugel die die Spitze Europas kennzeichnet. Umringt von Menschenmassen.
An diesem Punkt sind wir näher am Nordpol als an unserem Zuhause. Unglaublich. Ilona und ich springen abwechselnd auf den Sockel und fotografieren uns gegenseitig. Noch ein Selfi als unwiderlegbaren Beweis dass wir wirklich hier waren. Wie viele Jahrzehnte träumte ich davon? Nun ist es wahr geworden. Durch Ilonas Antrieb und Hilfe. Wieder einmal fühle ich mich etwas vollständiger.
Wir besichtigen noch das anliegende Gebäude und kaufen unseren obligatorischen Kühlschrankmagneten. Dann müssen wir leider weiter. Schweren Herzens machen wir uns auf den Weg. Jedoch steht ein weiteres lang ersehntes Ziel auf unserem Zettel. Wir machen uns auf nach Hammerfest. Die lange zeit nördlichste Stadt der Welt. Mittlerweile wohl immer noch Europas. Es ist nicht ganz so weit und so kriegen wir das heute auch noch hin. Unterwegs hat Ilona den genialen Einfall uns ein Hotelzimmer zu buchen. Auf die Idee wäre ich jetzt nicht gekommen. Aber mal richtig duschen, rasieren, essen und frühstücken wäre schon was Feines. So buchen wir von unterwegs und alles klappt reibungslos.
Hammerfest ist ein nettes kleines Hafenstädtchen. Bisschen alt, bisschen in die Jahre gekommen, bisschen einfach. Der Zauber der von dieser Stadt ausgeht, verfliegt dann auch nach einigen Stunden. Das Hotel ist sauber und modern und das Essen ist ok. Mehr nicht. Wir vertreiben unsere Zeit noch im Ort und am Hafen, viel zu sehen gibt es aber nicht. Und viel ist auch nicht los hier. Hier gibt es aber auch so gar nichts. Einen Eisbärenclub in dem man Mitglied werden kann, eine Kirche und einen Aussichtspunkt. Den Eisbärenclub lassen wir aus und an der Kirche fahren wir vorbei. Lediglich zum Aussichtspunkt fahren wir hoch.
Hier hat man einen schönen Ausblick über die ganze Stadt. Von hier stammen auch alle anderen Bilder aus dem Internet. Gut, jetzt haben wir auch so eins. Mittlerweile ist es auch schon 23.00 Uhr. Durch die Mitternachtssonne ist es tag hell und man vergisst die Zeit. Kaum zu glauben das es schon fast Mitternacht ist. Die Sonne ist hinter dem Berg verschwunden aber eben noch da. Sehen tun wir sie nicht, hell ist es trotzdem. Gegen 0.00 Uhr verkriechen wir uns ins Bett. Reicht für heute. Zumindest kann ich sagen das ich schon in Hammerfest übernachtet habe. Bei Tageslicht. Das ist doch auch mal was.
Ein ganz toller Reisebericht, da kommt für uns die Reiselust so richtig an, ist ja ein Traum so eine Reise !!
Ja, Danke, es ist wirklich ein Abenteuer… Und verdammt weit… 😄 LG