Ilona kriegt einfach nicht genug von Schweden. Jetzt mussten ganz spontan noch die Schwedenlöcher in der sächsischen Schweiz dran glauben. Anfang letzten Jahres waren wir schon einmal da, als wir die Aschenbrödel-Ausstellung und die Basteibrücke besichtigt hatten. Bei den Schwedenlöchern haben wir nur mal kurz reingeschaut, weil es kalt und nass und spät war. Da wir noch etwas Resturlaub haben war die Gelegenheit günstig da nochmal hinzufahren.
Gerade erst den Bus wieder leergeräumt und vom schwedischen Staub befreit. Jetzt packe ich schon wieder. Ilona musste noch ein paar Stunden arbeiten aber 17.45 Uhr können wir dann auch gleich los. Ilona ist pünktlich, aber um viertel nach sieben stehen wir immer noch auf dem heimischen Hof. Was hat denn da schon wieder so lange gedauert? Schlecht vorbereitet. Jetzt noch 3,5 Stunden Auto fahren. Wir suchen uns einen Stellplatz mit park4night raus und rauschen los.
Nach 3,5 Stunden Autobahn umfahren wir einen fetten Stau. Gerade rechtzeitig noch die Abfahrt erwischt. Eine knappe Stunde kurven wir noch durch Zone 30 Dörfer über enge und kurvige Landstraßen durch die Nacht. Dann taucht auch endlich unser Parkplatz auf. Ortseingang, groß und wir allein. Dachte schon wir kriegen um die Zeit keinen Platz mehr. Ich bin dann auch echt platt und will nur noch schlafen. Dann taucht noch ein zweiter Bus auf. Hat wohl den gleichen Plan wie wir.
Als wir den nächsten morgen aufwachen, rauscht der Nachbar auch schon ab. Es ist kurz nach acht und wir wollten so früh wie möglich starten. Wir wissen ja nicht wie viel Kilometer und wie viel Stufen uns heute erwarten. Noch Zähne putzen, umziehen, Kaffee trinken und plötzlich ist es kurz nach zehn. Was ist denn da los? Wofür brauchen wir nur immer so lange? Naja, ist ja noch Urlaub.
Dann geht’s aber auch los. Wir geben im Navi Basteibrücken ein. Die Schwedenlöcher sind ja gleich nebenan. Aber das Navi schickt uns wie vor knapp 1,5 Jahren in die falsche Richtung und in eine Sackgasse. Wir gurken also eine gute halbe Stunde durch die Gegend und versuchen uns zu erinnern, wie wir die Basteibrücken und die Schwedenlöcher damals gefunden hatten.
Für alle die mal die Basteibrücke sehen wollen, gebt im Navi Schwedenlöcher ein. Irgendwann tauchen dann Hinweisschilder Richtung Bastei auf. Dann seid ihr richtig. So haben wir es dann auch wieder gefunden.
Parkplatz proppenvoll. Ilona packt zwei Rucksäcke mit Trinken und Frühstück. Ich will einfach nur noch los. Wir schnappen also unsere Überlebenspakete und spazieren durch den Wald zum Eingang der Schwedenlöcher. Es geht auch gleich abwärts. Die in den Waldboden eingearbeiteten Stufen lassen sich mal schlecht mal recht herunter steigen. Schon ein bisschen was zum kraxeln. Schmale Furchen durch die Steine, beeindruckende Felsformationen und Wege aus Betonplatten und verwittertem Metall machen die Schwedenlöcher fast mystisch. Leider haben wir uns den faschen Tag ausgesucht. Oder die falsche Uhrzeit. Hier ist echt viel los. In Menschenketten werden die Schwedenlöcher bewandert. Familien mit kleinen Kindern, Hundehalter, Extremsportler und wir zwei Hansels.
9oo Stufen durch die Schwedenlöcher
Zwischendurch machen wir eine kleine Pause und Ilona packt auch schon das Essen aus. Für mich ist es noch zu früh zum Essen. Genug verschnauft geht’s auch weiter. Irgendwann kommen uns abgekämpfte Wanderer auf den Weg nach oben entgegen. Wir fragen wie weit es denn noch ist, bis wir unser Ziel erreicht haben. Und was wir am Ende zu erwarten haben? Wir bekommen nicht wirklich was heraus, nur das es noch weit ist.
Rucksack und Bandscheibe sind für Ilona nicht wirklich die perfekte Kombination, so dass es ihr auch schon fast reicht. Doch ein paar Stufen weiter unten öffnet sich der Wald und ich sehe eine kleine Brücke und einen breiten ebenen Wanderweg mit Bachlauf. Ich mache Ilona Mut, dass es jetzt etwas ebener wird. Sind wir denn schon am Ende der Schwedenlöcher angekommen? Sieht so aus! Das soll es jetzt gewesen sein? Wir waren jetzt noch nicht einmal eine Stunde unterwegs. Irgendwie hatte ich mich auf eine längere Wanderung vorbereitet.
Wir setzen uns auf einen Stein und sehen den Menschenmassen beim Wandern zu. Wieder hoch? Ja, wieder hoch! Also machen wir uns auf den Weg nach oben und ich fange an die Stufen zu zählen. Ja, hoch ist um einiges anstrengender und auch ich muss alle 100 Stufen kurz durchatmen. Ehe wir uns versehen sind wir auch schon wieder oben am Eingang. Irgendwo auf dem Weg habe ich mich verzählt so das ich auf 875 Stufen plus-minus 50 komme. Trotzdem hat der Weg nach oben nicht länger gedauert als runter. Obwohl wir nur gut 2 Stunden unterwegs waren, weiß man auch was man getan hat. Schön und eindrucksvoll war es, aber auch keine Freizeitbeschäftigung für den ganzen Tag. Gegessen habe ich während des ganzen Weges Garnichts. Zum Trinken musste mich Ilona zwingen. Durchgeschwitzt freue ich mich nur noch auf die Klimaanlage im Auto.
Wir fahren noch über die tschechische Grenze auf den Weg zum Prebischtor. Die größte natürliche Sandstein Felsbrücke Europas. Haben extra unsere Impfausweise mitgenommen, interessiert hier aber auch niemanden. Wir sind in der EU und Grenzübergänge gibt’s hier nur geografisch. Als wir im Touristenzentrum ankommen, geht’s zu wie auf einem Basar. Nur nicht so voll. Hier können wir Zigaretten, Alkohol und T-Shirts von Boss, Hilfiger und Co für wenig Geld erwerben. Wir haben keinen Bedarf und kaufen nichts. Zahlen aber 6,- Euro für 3 Stunden Parken. Obwohl wir nur 30 Minuten stehen wollten. 50 Meter weiter hätten wir nur 2,- Euro bezahlt. Komische Preispolitik ist das hier. Oder Abzocke?
Um zur Sandsteinbrücke zu gelangen, müssen wir mindestens 1,5 Kilometer an einer befahrenen schmalen Landstraße mit weggebrochenen oder fehlenden Fußweg hoch marschieren. Wir sparen uns den Weg in praller Sonne und fahren wieder nach Deutschland. So ausländisch habe ich mich noch nirgends gefühlt. Nach knapp 4 Stunden auf der Straße und im Stau sind wir wieder Zuhause. Jetzt habe ich auch erstmal genug vom Bus und freue mich wieder auf mein richtiges Bett. Endlich Wochenende.
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