Von Fällköpping nach Lagan

Heute Morgen ist es trocken. Ich werde früh wach weil mir kalt ist. Das erste mal hier im Norden. Ich entschließe mich weiter zu schlafen weil Ilona auch noch schnorchelt. Schlafe auch direkt wieder ein. Dann werde ich von Ilonas Kramerei wieder wach. Sie hatte schon alle Vorhänge wieder abgebaut, war umgezogen und stapelt irgendwelchen Hausrat von A nach B. „Rutsch mal zur Seite, ich will hier raus“, kriege ich nur zu hören. Na gut, dann kann ich jetzt auch aufstehen. Wir verschwinden beide kurz ins Bad und machen uns noch einen schnellen Kaffee. Die Wetter-App zeigt für den ganzen Tag Regen an. Gut, wir haben nicht wirklich viel vor Heute. Nur in den Elchpark, in der Nähe von Lagan und einen Stellplatz suchen, steht auf dem Plan.


Auf dem Weg dahin regnet es streckenweise. Jetzt weiß ich auch warum mein Schrauber neue Scheibenwischer aufgezogen hat. Die machen sich bei den wechselnden Witterungen und kübelweise Regen hier echt bezahlt. Zwischendurch darf man auch mal 120km/h fahren und ich komme mir vor wie ein Raser. Das man sich so an die Geschwindigkeiten hier gewöhnen kann!?

Rastplatz Schild Schweden

Ilona möchte unterwegs unbedingt auf einem Rastplatz zum Frühstücken anhalten. Wirklich Lust habe ich dazu nicht, aber Hunger hätte ich schon. Also fahren wir auf einen „Picknick Platz“. Die sind ausgeschildert mit einem Baum und einer Bank.

Diese Plätze sind kein Vergleich zu den Rastplätzen in Deutschland. Stellenweise glaubt man in einem Park zu sitzen und zu Picknicken. Komischerweise ist hier auch nichts kaputt oder dreckig. Hier liegt kein Müll rum und die Bänke und Tische sind weder ramponiert noch beschmiert. Hier zu Frühstücken ist echt schön. Man vergisst dabei an einer Hauptverkehrsstraße zu sitzen.

Ilona (links) und Elch

Wir kommen bei strahlendem Sonnenschein am Elchpark an. Wenn die Sonne durch kommt, ist es echt sommerlich heiß. Als wir unsere Eintrittskarten kaufen sprechen die zwei jungen Frauen deutsch mit uns. Wir sind sehr angenehm überrascht. Wusste schon gar nicht mehr, wie sich das anhört. Der Elchpark ist dann auch ganz nett. Eine Elchkuh lässt sich am Zaun füttern und die Schnauze streicheln, die andern 8 Tiere liegen im Schatten zum Dösen und Verdauen. Ein paar Fotos, noch Nippes im Shop gekauft und raus sind wir auch schon wieder.


Draußen herrschen wieder monsunartige Zuständen. Es platz alles aus den Wolken was geht. Wir bleiben unter der Überdachung am Eingang stehen und warten ab. Als der Regen etwas „leiser und langsamer“ wird springen wir zum Auto. Da sitzen wir nun wie begossene Pudel. Das kann ja noch ein toller Tag werden. Wir suchen bei Maps, das irgendwie trotz „offline“ geht, nach einen kleinen blauen See auf der Karte mit schmalen Wegen drumherum. Wir finden sowas ganz in der Nähe und fahren Richtung Ljungby. Die Straße ist asphaltiert und kein gutes Zeichen wenn man verborgene Ecken finden will. Links und Rechts stehen Häuser und Autos. Nicht gerade ein Dorf, aber bewohnt.

Ein kleiner verborgener Feldweg huscht an meinem Augenwinkel vorbei. Ich halte sofort an und schiebe 20 Meter zurück. Ilona guckt nur fragend, was ich denn hier gesehen habe. Ich biege in dem Feldweg ein und halte. Dieser Weg ist eigentlich nichts für normale PKW. Ich steige aus und gehe den Weg zu Fuß ab. Ilona muss sich erst wieder in ihre Schuhe und Jacke zwängen. Der Regen hat mittlerweile wieder aufgehört, so dass ich es nicht für nötig halte. Schuhe ja, Jacke nein. Umso weiter ich den Weg begehe, umso mehr Hoffnung schöpfe ich. Nach einigen Metern öffnet sich rechts von mir der Wald und eine kleine Lichtung kommt zum Vorschein die direkt ans Wasser mündet.

Ich kriege das Grinsen nicht aus meinem Gesicht. Jetzt muss ich nur noch den Bus hierher bekommen. Der Weg ist echt mal eine Zumutung. Wurzelwerk das Zentimeter hoch ragt, Schlaglöcher und hohes Gestrüpp. Ilona ist skeptisch und fragt ob ich da durch komme. Für mich sieht das so aus als müsste es klappen. Ich laufe los das Auto holen, während Ilona wartet und den Platz freihält. Langsam hüppel ich zwischen 5 km/h und Stillstand über die Buckelpiste. Unser Transporter ist auch irgendwie höher als vergleichbare Multivans, so dass ich hier ohne Blessuren bis zur Lichtung komme. Ich fahre mit dem Heck ans Wasser. So hab ich mir das vorgestellt. Wieder können wir unser Glück kaum fassen. Wir stellen uns ans Wasser und grinsen wie Honigkuchenpferde.

Jetzt scheint auch die Sonne wieder. Vom ganzen Tag Regen, laut Wetter-App, ist hier nicht viel zu merken. Hin und wieder ein Schauer ist schon zu verkraften. Ilona macht wieder den Vorschlag eine Plane zu spannen. Was hat die nur immer mit ihrer Plane? Das wollte sie vorgestern schon. Wie soll ich denn hier eine Plane spannen? Die regt mich auf. Hat immer irgendwelche Ideen und ich muss zusehen. Ich sehe mir die Örtlichkeiten an und überlege was ich so dabei habe. Der Fußboden unseres Vorzeltes würde sich schon mal als Dach gut machen. Dann haben wir noch zwei Zeltstangen vom Vordach unseres Zeltes und eine Handvoll Seile habe ich auch noch im Auto. Die fahre ich schon seit Jahren spazieren. Jetzt weiß ich auch warum. Da unser Bus Flügeltüren hat können wir hinten aufklappen und die Plane darüber spannen. Die Bäume und die Zeltstangen dienen zur Befestigung. Fertig. Diese Variante gefällt mir so gut, dass ich es ab jetzt wohl öfter nutzen werde. Ach Ilona, du hattest mal wieder recht.

Das Wetter war jetzt auch mal richtig schön und wir kramen gleich noch das Schlauchbot raus. Der See ist so ruhig und einladend, dass wir uns die Chance nicht entgehen lassen wollen. Herrlich hier draußen auf dem See. Wie egal kann einem Internet und volle Batterie für den Kühlschrank sein, wenn man es so gut haben kann? Wir paddeln also den See ab und lassen uns treiben. Am anderen Ufer setzt ein Vater mit seinen zwei Kindern zum Angeln ein Boot ins Wasser und ist auch schon wieder hinter der nächsten Biegung verschwunden. Keiner guckt neugierig. Hier in Schweden scheint es echt niemanden zu interessieren wie und wo man steht und was man macht.

Als dunkle Wolken aufziehen paddel ich vorsichtshalber wieder in unsere Lichtung. Kaum haben wir das Boot aus dem Wasser, fängt es wieder an zu schütten. Aber wir haben ja jetzt eine Plane und müssen uns nicht in den Bus quetschen. Mann, die Frau hatte echt recht. Unter der Plane lässt es sich dann auch prima aushalten. Wir trinken Kaffee, Ilona liest, ich schreibe, wir kochen und essen…und der Regen ist uns egal. Wir sitzen trocken. Hinter uns der Wald, vor uns der ruhige See.  Wieder ein schöner Tag heute.  

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