Egnach nach Ermatingen (Konstanz)

Heute Morgen aufgewacht und es war eine beruhigende Stille. Kein prasselnder Regen auf dem Zelt. Sollten wir mal Glück haben? Und tatsächlich fällt kein Regen. Wir packen trotzdem alles wasserfest ein, und nach dem Frühstück geht’s auch weiter.

…sind unterwegs nach Ermatingen

So langsam schöpfe ich vertrauen in meinem Fahrrad Anhänger. Hat man sich erstmal dran gewöhnt, dreht man sich auch nicht mehr ständig um.

Abfahrt zur nächsten Bodensee Etappe. Noch kein Tropfen Regen… Noch…


Trotzdem ist es ein dicker Brocken den ich da hinter mir her ziehe. Ich komme mir vor wie das Muli, dass den Karren zieht. Irgendwie geht es auch immer bergauf. Aber es scheint besser zu laufen. Mache nicht mehr so schnell schlapp. Stellenweise fahre ich den Mädels davon.

Bodensee Radweg

Das Wetter spielt auch mit. Es ist richtig gut bewölkt und zum Fahren kühl genug. Die ersten 25 km reißen wir ohne große Ereignisse problemlos ab. In einer kleinen Strandbar nehmen wir uns die Zeit für Pommes und Cola.

Ist nicht mehr weit zum Campingplatz und die Pause haben wir uns verdient. Wir wiegen uns in Sicherheit.

Ruck Zuck alle

Nach der Pommespause geht es entspannt weiter. Doch dann fing das Drama an. Das Navi will, dass wir zu unserem Ziel eine stark befahrene Landstraße hinauf radeln. Ohne Radweg, ohne Abgrenzung. Jedoch ist es so steil das wir die Räder schieben müssen. Die Autos rauschen vorbei das uns Angst und Bange wird. Wir versuchen über einen Feldweg zum Campingplatz zu gelangen, aber so mitten in der Pampa ist man sich dann auch nicht mehr sicher, ob das so richtig ist.

Also noch mal die Karte studiert und 3 Kilometer zurück in den Ort. Logischerweise geht es jetzt bergab. Es muss doch einen Weg am Wasser entlang geben, der nicht gefährlich ist und uns zum Ziel bringt? Auf den Weg zurück in den Ort streift uns fast ein LKW und Ilona muss vom Fahrrad springen um sich zu retten. So liegt das Rad mitsamt Gepäck jetzt in der Gosse und Ilona steht kreidebleich daneben. Der LKW ist weg. Außer einem seelischen Knacks können wir alles wieder zusammen bauen.  

Verkehrt! Hier kommen wir nicht weiter.

Zu allem Unglück fängt es jetzt doch noch an zu regnen. Wir kramen unsere Regenjacken raus und machen uns weiter. So langsam sind wir uns auch nicht mehr sicher, ob Google Maps weiß was ein Radweg ist. Zweimal müssen wir noch wenden bis wir sicher sind, dass der Pfeil in die richtige Richtung zeigt. Unser Campingplatz liegt wohl auch noch auf einem 3000er. Unmöglich hier hinauf zu fahren. Feldwege, Schotterpisten und mitten in der Pampa. Für die letzten 5 Kilometer brauchen wir fast zwei Stunden um bei strömenden Regen den Berg hinauf zu schieben. Das Muli wiegt jetzt eine Tonne.

Kaum zu schaffen um das Ding die schmalen Schotter Wege hinauf zu bekommen. So langsam haben wir keine Ausdauer mehr. Pumpen wie die Maikäfer und kein Ende in Sicht. Aus lauter Mitleid übernehmen die Mädels für einige 100 Meter mein Muli um mich zu entlasten. Das kann ich aber auf Dauer nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Wir stemmen uns alle drei gegen den Regen und gegen die Anziehungskraft damit unser Hab und Gut nicht den Berg wieder herunter rollt. Immer mit der Hand an der Bremse. Ein Anhalten ist fast nicht möglich. Vollkommen abgekämpft, gereizt, genervt und bis auf die Knochen durchnässt erreichen wir unser Ziel. Einen Bauernhof mit zu mietenden Zimmern und anliegenden Campingplatz. Ich mache heute jedoch nix mehr. Schon gar kein Zelt aufbauen.

Wir stellen unsere Räder in die Scheune und fragen nach einem Zimmer. Zu allen Unglück, alles belegt. Aber wir könnten im Heu schlafen. Der Hof bietet ein Heuhotel für Übernachtungen an. Wir stimmen zu. Hauptsache trocken.


Und Tatsache gibt es hier Schlafplätze im Heu und etliche Etagenbetten. Wir entscheiden uns für Betten und haben das Glück, das nicht viele Gäste hier sind. Hinter den ganzen Heubetten gibt es ein 11 Bett Zimmer. Dieses dürfen wir für uns alleine bekommen. Nicht auszudenken wenn wir diesen Raum mit einem Dutzend fremder Menschen teilen müssten.

Glück gehabt. Ein trockenes Plätzchen

Sehr, also wirklich sehr rustikal ist das alles hier. Überall riecht es nach Heu, die Matratzen sind aber bequem und in einer Ecke liegt ein Kätzchen und mauzt uns zur Begrüßung an. Bettzeug gibt es nicht. Wir müssen unsere Schlafsäcke benutzen. Und zu essen gibt es auch nix. Wir googeln einen Pizza Lieferservice und bestellen Pizza und Burger.

Nach einer Stunde rufe ich nochmal an und frage vorsichtig, ob denn der Pizzabote schon unterwegs ist. Er wäre schon da gewesen aber es war niemand vor Ort um die Pizza in Empfang zu nehmen. Oh man… ich vereinbare an der Straße zu warten und das Pizza Taxi nochmal los zu schicken. So stehe ich schon wieder eine halbe Stunde im Regen… aber niemand kommt. Bald habe ich gar keine trockenen Sachen mehr. Ich gebe auf. Scheint man wohl nicht zu finden diesen Bauernhof. So wie es aussieht werden wir uns heute Abend mit einem Obstkorb und alten Salzstangen zufrieden geben müssen. Kurze Zeit später klingelt jedoch mein Telefon und der Pizza Bote ist dran. Wir vereinbaren wieder einen Abholort und ich stelle mich wieder in den Regen. Langsam reicht‘s.

Doch jetzt mit Erfolg. Pizza trocken und hart, Burger kalt aber Hauptsache was im Magen. Aber schön ist es trotzdem hier oben. Wären die Umstände Andere gewesen, wir hätten echt einen schönen Platz gehabt.


Hundskaputt fallen wir auf unsere Matratzen. Satt und trocken. Doch an schlafen ist nicht zu denken. Eine regelrechte Mückenplage herrscht hier. Zumindest an dem Platz wo ich liege. Bin nur am fuchteln und fluchen. Stehe mehrmals die Nacht auf um mich in den Regen zu stellen. Mein ganzer Körper juckt. Morgens finden wir in unserem Lager Moskito Netze. Etwas zu spät.

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